Geschichte der Programmiersprachen: Ein Jahrzehnt-für-Dekade Überblick

Die Entwicklung der Programmiersprachen hat die gesamte Computergeschichte geprägt. Von den Anfängen mit maschinennahem Code bis hin zu modernen, hochabstrakten Sprachen spiegeln Programmiersprachen die technischen und gesellschaftlichen Anforderungen ihrer Zeit wider. Dieses Kapitel bietet einen historischen Rückblick auf die wichtigsten Sprachen und Trends, die jedes Jahrzehnt geprägt haben, und zeigt, wie sich die Programmierung über die Jahrzehnte entwickelt hat.

Maschinensprache und Assemblersprachen

Die allerersten Computer wurden direkt mit Maschinensprache programmiert, die aus binären Befehlen bestand. Das war extrem aufwendig und fehleranfällig. Assemblersprachen wie der Assembler kamen als erste Hilfsmittel, um das Programmieren systematischer und verständlicher zu gestalten. Assemblersprachen ermöglichten die Verwendung von symbolischen Codes anstelle von reinen Zahlenfolgen, was eine wichtige Brücke zur Entwicklung höherer Programmiersprachen darstellte.

FORTRAN: Die erste Hochsprache

FORTRAN (FORmula TRANslation) war die erste weit verbreitete Hochsprache und wurde in den 1950er Jahren entwickelt. Sie richtete sich vor allem an Wissenschaftler und Ingenieure, die komplexe mathematische Berechnungen effizient programmieren wollten. FORTRAN war ein Meilenstein, da es den Einstieg ins Programmieren für viele erleichterte und die Nutzung von Computern in der Forschung revolutionierte.

Die 1960er Jahre: Strukturiertes Programmieren und neue Paradigmen

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ALGOL (Algorithmic Language) war eine Sprache, die das strukturierte Programmieren förderte, indem sie Konzepte wie Blockstrukturen und Kontrollstrukturen wie Schleifen und Bedingungen einführte. ALGOL legte damit die theoretischen und praktischen Grundlagen für viele spätere Sprachen wie Pascal und C und verhalf der Programmierung zu mehr Übersichtlichkeit und Wartbarkeit.
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Simula gilt als die erste objektorientierte Programmiersprache und wurde in den 1960er Jahren entwickelt. Sie führte das Konzept von Klassen und Objekten ein, um komplexe Systeme besser modellieren zu können. Dieses Paradigma sollte später das Programmieren revolutionieren und viele weitere Sprachen wie Smalltalk, C++ und Java prägen.
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BASIC (Beginner’s All-purpose Symbolic Instruction Code) wurde geschaffen, um das Programmieren einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Die Sprache war einfach zu erlernen und wurde vor allem an Schulen und kleinen Computern populär. BASIC trug entscheidend zur Verbreitung der Computerkompetenz außerhalb professioneller Kreise bei und legte den Grundstein für die heutige Bildungsarbeit im Bereich Programmierung.

Die 1970er Jahre: Von C zu Unix und der Aufstieg der Systemprogrammierung

C und die Flexibilität der Systemprogrammierung

C wurde von Dennis Ritchie bei Bell Labs entwickelt und bot die Möglichkeit, sowohl auf niedriger als auch höherer Abstraktionsebene zu programmieren. Die Sprache ist effizient und leistungsfähig, weswegen sie sich schnell als bevorzugte Sprache für Systemsoftware etablierte. Sie ist bis heute eine der einflussreichsten Programmiersprachen der Welt.

Unix: Betriebssystem und Inspirationsquelle

Unix wurde als portables, multitaskingfähiges Betriebssystem konzipiert und setzte Maßstäbe für die Zusammenarbeit zwischen Betriebssystem und Programmiersprache. Die enge Verbindung zwischen Unix und C ermöglichte eine modulare und flexible Entwicklung, die bis heute die Grundlage vieler moderner Betriebssysteme bildet.

Pascal und strukturierte Ausbildung

Pascal wurde vor allem als Lehrsprache entwickelt, um das Prinzip des strukturierten Programmierens zu vermitteln. Sie legte besonderen Wert auf klare Syntax und Datentypen, was bei der Ausbildung vieler Programmierer eine große Rolle spielte. Mit Pascal wurde die systematische Herangehensweise an die Softwareentwicklung gefördert.

C++: Erweiterung von C mit Objektorientierung

C++ baute auf der klassischen C-Sprache auf, fügte jedoch objektorientierte Konzepte wie Klassen und Vererbung hinzu. Dadurch konnten Entwickler komplexe Softwaresysteme organisierter und wartbarer gestalten. C++ wurde zur dominanten Sprache für Anwendungen, bei denen Effizienz und Struktur zentral waren, und ist auch heute noch sehr relevant.

Smalltalk und die Vision der reinen Objektorientierung

Smalltalk gilt als die erste rein objektorientierte Programmiersprache, die nicht nur Syntax sondern auch die komplette Programmierschnittstelle auf Objekte ausrichtete. Smalltalk förderte eine neue Denkweise in der Softwareentwicklung, bei der alles als Objekt behandelt wurde, und beeinflusste viele moderne Sprachen und Entwicklungsumgebungen.

Ada: Zuverlässige Systeme für den Einsatz in der Industrie

Ada wurde speziell für sicherheitskritische Anwendungen in der Luftfahrt und im Militär entwickelt. Die Sprache unterstützt strenge Typisierung, Parallelverarbeitung und Fehlerprävention. Ada zeigt, wie Programmiersprachen mit speziellen Anforderungen umgehen können und stellt einen Meilenstein für sicherheitsorientierte Softwareentwicklung dar.

Die 1990er Jahre: Internet, Java und neue Programmierwelten

Java: „Write once, run anywhere“

Java wurde von Sun Microsystems entwickelt und verspricht mit der virtuellen Maschine plattformunabhängigen Code. Die Sprache verbindet Einfachheit, Sicherheit und Leistung und ist vor allem durch Internetanwendungen und Applets populär geworden. Java legte den Grundstein für moderne Web- und Unternehmensanwendungen.

Die 2000er Jahre: Agile Entwicklung und vielseitige Paradigmen

Python gewann durch seine klare Syntax und umfangreichen Bibliotheken zunehmend an Beliebtheit. Es wird in vielen Bereichen eingesetzt, von Webentwicklung über Datenanalyse bis hin zur künstlichen Intelligenz. Python steht exemplarisch für Sprachen, die Produktivität und einfache Wartbarkeit fördern.
Ruby wurde bekannt durch das Framework Ruby on Rails, das eine schnelle und elegante Webentwicklung ermöglicht. Mit seiner Fokus auf Produktivität und verständlichen Code stieß Ruby eine neue Ära für Startup-Oriented-Development und agile Methoden an. Es zeigte, dass Sprache und Framework Hand in Hand für Innovation sorgen können.

Die 2010er Jahre: Mobilgeräte, funktionale Programmierung und immer mehr Vielfalt

Swift: Apples moderne Sprache für iOS und macOS

Swift wurde von Apple entwickelt, um die Programmierung für iPhones und Macs zu vereinfachen und sicherer zu machen. Die Sprache kombiniert eine einfache Syntax mit hoher Leistung und funktionalen Features. Swift hat die App-Entwicklung maßgeblich beschleunigt und den Weg für moderne mobile Software geebnet.

Kotlin und die Modernisierung von Android

Kotlin wurde von JetBrains vorgestellt und später von Google als bevorzugte Sprache für Android-Entwicklung anerkannt. Kotlin ist interoperabel mit Java, bietet jedoch moderne Sprachfeatures und eine präzisere Syntax, was die Entwicklung effizienter und weniger fehleranfällig macht.

Funktionale Programmierung gewinnt an Bedeutung

Funktionale Programmierung, vertreten durch Sprachen wie Haskell, Scala und F